Nachdem die Tour 2015 zwar anstrengende Bergaufabschnitte aber auch wunderbare Aussichten in den Kitzbüheler Alpen bescherte, war schnell klar: die Tour 2016 geht wieder in die Region. Als Vorlage diente dieses Mal die von Michael Kainer auf seiner Webseite www.kainer.net veröffentlichte Tour „3 Tage KitzAlps“. Danke an dieser Stelle dafür.
Diesmal starteten Andi, Boris, Frank, Lars und ich früh morgens gegen 3 Uhr Richtung Süden. Eigentlichen sollten wir zu sechst sein, doch Karsten stürzte in der Vorbereitung so unglücklich, dass er sich schmerzhafte Rippenprellungen zuzog. An die Tour war für ihn dann nicht mehr zu denken. Vielleicht klappt‘s ja im nächsten Jahr.
Beim Verladen der Räder fiel mir auf, dass meine hydraulische Sattelstütze nicht mehr einrastete. Im Dunklen musste denn leider erst mal der komplette Sattel auseinander gebaut werden, um die Ursache zu finden. Da ich das Ding noch nie zerlegt hatte, war es mittlerweile komplett verdreckt und trocken. Eigentlich pflege ich meinen Kram zwar recht ordentlich aber diese Stelle hatte zuvor noch nie gesehen und infolgedessen auch noch nie gereinigt oder geschmiert. Das mechanische Problem ließ sich zwar beheben – aber wir alle waren durch die Verspätung total genervt.
Der Start der Tour erfolgte wie im Vorjahr erneut in Wörgl – wir wussten ja jetzt, wo wir die Autos abstellen konnten. Nachdem wir ein ordentliches Frühstück bei McDonalds (**hüstel**) eingenommen und unsere Autos in Wörgl am Sportplatz abgestellt hatten, machten wir unsere Räder startklar.
Gegen 11:20 Uhr hatten wir den ersten Sattelkontakt und die Tour war offiziell eröffnet.
Tag 1 – Wörgl – Kirchberg
42 km – 1.243 hm
Wir starteten Richtung Hopfgarten. Da Boris seit ein paar Tagen eine beginnende Erkältung mit sich rumschleppte, war nicht klar, wie weit er mitfahren können würde. Als es dann hinter Hopfgarten erstmals bergauf ging, machten sich seine gesundheitlichen Probleme bemerkbar. Er brach ab, fuhr zu seinem Auto zurück und wir trafen uns dann in Kirchberg im Hotel wieder. Auf das „Aprés-Bike“ wollte er keinesfalls verzichten ;-).
Wir setzten unsere Tour also zu viert ohne ihn fort.
Zur Mittagsrast kehrten wir erst relativ spät gegen 15 Uhr am Brechhornhaus ein. So gut hat uns eine Brettljause noch nie geschmeckt. Wir waren kräftemäßig ziemlich ausgezehrt und freuten uns auf die Stärkung. Die Nacht auf der Autobahn steckte uns halt schon noch in den Knochen.
In der Umgebung der Alm fuhren zu dieser Zeit irrsinnig viele Lastwagen den Berg rauf und wieder runter und unterwegs sahen wir immer wieder „Vorsicht Baustelle“-Schilder.
Der Kreuzjöchelsee wurde scheinbar neu angelegt oder erweitert. Die Baustelle war gigantisch. Der Hüttenwirt empfahl uns noch bei unserem Aufbruch nach der Mittagspause die Baumaschinen großzügig zu umfahren, was wir auch taten. Trotzdem mussten wir mitten durch die Baustelle durch. Das war schon ein ziemlich heftiger Anblick.
Als wir einen kurzen Fotostopp einlegten, sahen wir einen Bauarbeiter zu unseren Füßen irgendetwas buddeln. Wir machten uns bemerkbar, um ihn nicht zu erschrecken.
Als er uns sah, fuchtelte er ganz wild mit seinen Armen und forderte uns auf hier zu verschwinden. Als wir das nicht sofort verstanden, deutete er auf unsere Füße. Beim Blick nach unten sind WIR ganz schön erschrocken, weil da überall Kabel aus dem Boden kamen. Unter Anderem genau unter Andis linkem Fuß. Der Bauerbeiter bereitete die nächste Sprengung vor – UND WIR STANDEN MITTEN DRIN.
Wir sahen also zu, dass wir die Gefahrenstelle schnellstmöglich hinter uns ließen.
Auf der anderen Seite des Berges ging es jetzt nur noch nach Kirchberg runter. Das Lifthotel am Rande von Kirchberg kannten wir schon von einem gemeinsamen Skiurlaub mit unseren Familien.
Als wir uns von Boris hinter Hopfgarten verabschiedet hatten, startete ich einen Livetrack auf meinem Garmin und schickte ihm den Link dazu. Er konnte unsere Tour daher live verfolgen und wusste auch genau, wann wir wo waren. Das führte bei unserer Ankunft am Hotel dazu, dass in dem Moment, als wir auf den Parkplatz rollten, ein Kellner mit frisch gezapften Bier vor dem Hotel stand. Der erste Schluck nach einem sportlichen Tag schmeckt je bekanntlich am besten. GENIAL!!! Wofür die Technik alles taugt.
Wir ließen den Tag bei leckerem Abendessen ausklingen und freuten uns auf den zweiten Tourtag.
Tag 2 – Kirchberg – Wald im Pinzgau
47 km – 1.756 hm
Das Frühstück vom Buffet im Lifthotel schmeckte prima und war üppig.
Gegen 9 Uhr starteten wir unseren zweiten Tourtag. Das große Ziel an diesem Tag war der Wildkogeltrail. Da Boris noch immer nicht richtig fit war, starteten wir wieder zu viert. Boris wollte mit dem Auto zum heutigen Tourziel fahren, von dort mit dem Rad zur Talstation und mit der Gondel rauf zum Wildkogel. Gemeinsam wollten wir dann die letzte Abfahrt des Tages in Angriff nehmen.
Der erste Aufstieg des Tages ging hoch zum Stangenjoch. Teilweise war der Aufstieg so steil, dass wir unsere Räder nicht mal vernünftig tragen oder schieben konnten. Mittagsrast legten wir gegen 12 Uhr ein. Hier wurde offensichtlich ein Fußball-Saisonabschluss gefeiert. Und wenn wir uns die Gäste und Feiernden so anschauten – auch schon ganz schön lange.
Wir ließen uns unsere Jause schmecken und radelten weiter.
Die nun anstehende Auffahrt zum Wildkogel war anstrengend und wir mussten im oberen Bereich viel schieben. Andis Waden machten ihm irgendwann Ärger, da er nicht mehr richtig bergauf gehen konnte. Er quälte sich hinauf und auch dieser Aufstieg auf 2.120 m war irgendwann geschafft.
Im Bergrestaurant Wildkogel wartete Boris wie verabredet auf uns und wir wärmten uns etwas auf.
In der Vorbereitung hatten wir uns ein paar Youtube Videos vom Wildkogeltrail angeschaut und uns schon sehr auf die Abfahrt gefreut. Diese Trailabfahrt genossen wir dann auch sehr ausgiebig.
Im letzten Teil der Abfahrt mussten wir mit ordentlichem Schwung aus einem Wald kommend eine Wiese überqueren. Dumm nur, dass diese unmittelbar vor uns frisch gegüllt wurde. Bis wir merkten, dass das was uns von unten entgegen kam KEINE normale Bodenfeuchtigkeit war, war es auch schon zu spät. Naja – waren wir halt nicht mehr „ausgehfein“.
Im Tal angekommen ging es entlang der Gerlosstraße nach Wald im Pinzgau. Unsere Herberge hatten wir im Gasthof Schranz. Super nett alle – aber den Geruch haben sie irgendwie trotzdem bemerkt. Wir konnten im Biergarten vor dem Gasthof ausspannen und da das Wetter sonnig und schön war, blieben wir bis zum späten Abend dort auch sitzen – in unserem Duft.
Direkt, nachdem wir uns im Biergarten niedergelassen hatten und unsere ersten Getränke bestellt hatten, kam die Wirtin mit einem Tablett Schnaps. „So, des is fir’s Knie“ sagte sie. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und stießen an.
Nach kurzer Zeit kam sie aber erneut mit einem Tablett und sagte: „So. Und des is fir’s andere Knie.“ Und so sollte es weitergehen.
Apropos Duft – diesen hatten übrigens auch die Fliegen gewittert und leisteten uns Gesellschaft. Sehr zum Wohl der anderen Gäste – die wurden nämlich verschont.
Wir hatten einen wunderschönen Abend mit Livemusik. Eine benachbarte Reisegruppe machte mit Gitarre und Quetschkommode Stimmungsmusik. Irgendwann verlagerten wir unseren gemütlichen Abend nach drinnen – zwischenzeitlich hat natürlich jeder mal geduscht. Außerdem hatten wir mittlerweile auf Knie, Hüften, Arme, Beine, Füße, Hände, Schultern und was weiß ich noch alles angestoßen.
Irgendwann gingen wir müde ins Bett und schliefen erschöpft ein.
Tag 3 – Wald im Pinzgau – Wörgl
63 km – 1.392 hm
Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir uns von Boris, der heute die Rückreise direkt von hier antrat und starteten gegen 9 Uhr entlang der Gerlos-Alpenstraße hinauf zum Gerlospass. Unterwegs bekamen wir schöne Ausblicke auf die Krimmler Tauernfälle zu sehen. Insgesamt ließ es sich auf der Straße bergauf gut fahren. Manchmal nervten zwar die Motorradfahrer etwas, weil manche genau dann Vollgas gaben, als neben einem waren – aber wir nervten die wahrscheinlich genauso.
Vor Königsleiten bogen wir ab und folgten einem Waldweg hinauf zum Salzachjoch. Oben am Joch angekommen stand da ein Schild, dem zu entnehmen war, dass ab hier Radfahren verboten war. Hmm. Umdrehen und den Berg wieder hinunter fahren war für uns keine Option.
Also schoben wir ab hier unsere Räder bis zur Streitfeldenalm. Da wir aber noch einige Kilometer vor uns hatten, wollten wir aber unsere Bikes nicht den Rest des Tages schieben.
Spätestens als wir den Fernblick genossen und sehen konnten, was für eine wunderschöne Abfahrt auf uns wartete, waren wir nicht mehr zu halten.
Wir ignorierten das Verbot und fuhren talwärts. Die Abfahrt war so schön und berauschend, dass es nicht zu beschreiben ist. Zuerst durch die karge Berglandschaft, die weiter unten in einen Wald überging mit wechselnden Lichtverhältnissen. Es war einfach riesig.
Unten im Tal bei Kelchsau wurde das Verbotsschild von oben uns wieder in Erinnerung gerufen. Wir standen nämlich auf einer Brücke, deren andere Seite mit einem riesigen Tor versperrt war. Das Tor war verschlossen und unter uns toste der Bach.
Wir blickten uns ungläubig an und um und suchten die versteckte Kamera – fanden aber keine. Also kletterten wir um das Tor herum, was mit den Rädern und dem Bach irgendwie abenteuerlich war und setzten unsere Reise auf der anderen Seite ohne weitere Zwischenfälle bis Wörgl fort.
In Wörgl angekommen verstauten wir die Räder und machten uns auf dem Heimweg.
Wieder einmal blicken wir auf eine schöne und anstrengende Tour zurück. Mal sehen, wo es uns im nächsten Jahr hintreibt.